Bettnässen

Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass psychische Probleme - soziale Isolation, Verhaltensstörungen, Versagerängste und schulische Leistungsschwäche bei Kindern - viel mehr eine Folge denn eine Ursache von Bettnässen (Enuresis nocturna) sind. Diese und die Erkenntnis, dass es verschiedene Formen von Enuresis nocturna gibt, waren Thema an einem Symposium in Lausanne, das zeigte, wie wichtig die aktive Befragung von Kindern und Eltern durch den Arzt wäre. Dadurch könne vielen Betroffenen rasch und wirksam geholfen werden. Betroffene - insbesondere Eltern bettnässender Kinder - sollten das Thema nicht verdrängen, sondern ihren Arzt konsultieren.

 

80'000 Kinder und deren Familien und immerhin noch 1 Prozent der Erwachsenen leiden in der Schweiz unter der Enuresis nocturna. Das nächtliche Einnässen ab 5 Jahren zählt zu den häufigsten gesundheitlichen Problemen von Heranwachsenden. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass sich Bettnässen negativ auf die Entwicklung des Selbstwertgefühles eines Kindes auswirkt. Dennoch sucht und erhält leider nur ein kleiner Teil der Betroffenen professionelle Hilfe. Viele Familien wissen nicht, dass Bettnässen heutzutage in den meisten Fällen erfolgreich behandelt werden kann und hoffen, dass sich das Problem irgendwann von selber löst. Wird die Enuresis aber nicht behandelt, können Isolation, Verhaltensstörungen, Versagerängste und schulische Leistungsschwäche die Folge sein.

 

In ca. 80% der Fälle liegt dem Problem ein Mangel am antidiuretischen Hormon (ADH) Vasopressin zugrunde, das die Urinproduktion in der Nacht so weit senkt, dass die Blasenkapazität nicht überschritten wird. In diesen 80% der Fälle ist Hilfe nicht nur effektiv, sondern vor allem auch rasch, möglich. Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten.

 

Bei einer grossen Zahl der Kinder ist die Nachtharnmenge grösser als die physiologische Blasenkapazität.Bei diesen Kindern kann die grosse Nachtharnmenge durch die Gabe des synthetischen ADH-Analogon Desmopressin so weit reduziert werden, dass die Blasenkapazität nicht mehr überschritten wird und das Kind somit am Morgen im trockenen Bett erwachen kann. Desmopressin wird täglich 1/2 bis 1 Stunde vor dem Schlafengehen verabreicht - früher vor allem als Spray, heute immer mehr als Tablette.

 

Bei der so genannten apparativen Verhaltenstherapie wird ein Feuchtigkeitssensor an der Unterhose befestigt, der beim Beginn des Einnässens einen Weckalarm auslöst. Ziel ist, durch Konditionierung zu erreichen, dass später bereits die Blasendehnung allein das Erwachen auslöst. Die Mitarbeit der Eltern ist vor allem zu Beginn der Behandlung unerlässlich, vor allem dann, wenn das Kind den Weckalarm nicht selber hört.

 

Da das Bettnässen nach wie vor ein Tabu ist, ist die aktive Befragung von Kindern und Eltern durch den Arzt zwingend. Eine gezielte Anamnese differenziert die Enuresis von einer Inkontinez. Beim enuretischen Kind sind meist keine aufwendigen Abklärungsuntersuchungen notwendig; mit der Therapie kann sofort begonnen werden. Der Leidensweg eines enuretischen Kindes kann durch eine geeignete Behandlung wesentlich verkürzt und das Selbstwertgefühl dadurch gestärkt werden.

 

Unter folgender Telefonnummer können Betroffene sich von Montag bis Freitag 17.30 bis 19.30 Uhr informieren: 0800 88 77 45

Weitere Informationen unter: www.campaigning.ch/enuresis

Beitrag veröffentlicht am 06.06.2000

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