Zwischen Katastrophe und Überfluss
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Nachhaltige
Energiezukunft Zwischen
Katastrophe und Überfluss Heute nutzt jeder Mensch im Durchschnitt pro Jahr rund 18 000 Kilowattstunden an kommerzieller Energie, was im Mittel einer Energieleistung von 2000 Watt pro Kopf entspricht. Da unser physiologischer Energiebedarf ungefahr 100 Watt beträgt (wir nehmen über Nahrung pro Tag etwa 2500 Kilokalorien oder 10 Mio. Joule auf), stehen jedem Menschen quasi 20 «Energiesklaven» zur Verfügung. Wie hat doch der menschliche Erfindungsgeist die gesetzten Grenzen gesprengt! Heutige
Bedürfnisse befriedigen, ohne diejenigen zukünftiger Generationen zu gefährden
Es wäre sinnlos, den vielen Definitionen von Nachhaltigkeit noch eine weitere hinzuzufügen, nur schon deswegen, weil gerade die Nichtfassbarkeit des Begriffs zum Denken anregt. Die Botschaft der Nachhaltigkeit ist mehrdimensional wie ein Wort aus der Bibel, und jeder Versuch, sie auf eine einzige Definition, zu reduzieren, scheitert. Trotzdem gibt es durchaus Inhalte, welche obligatorischer Bestandteil des Begriffs sind. Sie kommen etwa in der bekannten Definition aus dem Brundtland-Bericht zum Ausdruck, wonach nachhaltige Entwicklung darin bestehe, die heutigen Bedürfnisse zu befriedigen, ohne diejenigen zukünftiger Generationen zu gefährden. So selbstverständlich dies klingen mag, wir scheinen einen Teil dieser Botschaft gerne zu verdrängen, weil es nicht nur um unsere eigenen Nachkommen geht, sondern auch um die zahllosen anonymen Mitmenschen, die bereits heute in vielen Teilen der Welt leben, darben und leiden. Die
Geschichte der Menschheit ist die Geschichte der solaren Energie Der Pro-Kopf-Verbrauch in den USA beträgt durchschnittlich 10000 Watt, in Westeuropa 4000 bis 6000 Watt und in den Entwicklungsländern weniger als 1000 Watt. Da die kommerzielle Energienutzung weitgehend von den natürlichen (z.B. solaren) Energieflüssen entkoppelt ist, fast voll ständig auf nichterneuerbaren Ressourcen basiert und zu mehr als 75% in den Industrienationen stattfindet, muss unser aktuelles Energiesystem, was den zeitlichen und räumlichen Aspekt anbetrifft, als hochgradig nicht nachhaltig bezeichnet werden. Es ist an der Zeit, die zweite grosse Energierevolution der Menschheit einzuleiten Studien über die Entwicklung des Energieverbrauchs bis zum Jahr 2050 prognostizieren Anstiege des totalen Primärenergieverbrauchs um den Faktor 2 bis 3. Wie aber soll dieser Bedarf zukünfig gedeckt werden? Am einfachsten lässt sich eine Energiezukunft vorstellen, in der auch zukünftig die fossilen Brennstoffe die wichtigste Energiequelle bilden. Die Reserven würden das noch weitere 100 Jahre zulassen. Aber die Klimawissenschafter warnen uns, der Ausstoss von Kohlendioxid als Folge des Verbrauchs fossiler Brennstoffe müsste halbiert werden, um einer Klimakatastrophe zu entgehen. Weder Wasser- noch Kernkraft vermögen die dadurch entstehende Lücke kurzfristig zu decken. Die solare Energie ist zweifellos der Energieträger der ferneren Zukunft - so wie sie auch die Energie der Vergangenheit war. Ihr relativer Beitrag an die globale Energieversorgung kann aber auch unter optimistischen Annahmen kaum sehr gross werden, solange der Energiebedarf weiterhin um einige Prozente pro Jahr ansteigt. Es
gibt kaum etwas Dümmeres, als einen derart wertvollen Stoff wie Erdöl
tonnenweise zu verbrennen Es gibt kaum etwas Dümmeres, als einen derart wertvollen Stoff wie Erdöl tonnenweise in Motoren zu verbrennen, deren Erfindung auf das letzte Jahrhundert zurückgeht, und dabei mehr als 80% der Energie als Abfall in die Umgebung ab zuleiten. Der ETH-Bereich hat sich im Rahmen der Strategie Nachhaltigkeit mit dem Projekt «Die 2000-Watt-Gesellschaft» zum Ziel gemacht, der anstehenden Revolution der effizienten Energienutzung zum Durchbruch zu verhelfen. Der zukünftige Energiebedarf hängt letztlich von der Entwicklung von grundlegend neuen Vorstellungen ab, wie die Bedürfnisse der Menschen, das heisst Wohnen und Arbeiten, Kommunikation und Mobilität, die Sicherstellung von Nahrung und Trinkwasser und die medizinischen und sozialen Netze, befriedigt werden können. Neue Konzepte müssen nicht notwendigerweise teurer sein als die bisherigen. Die Mobilisierung der Ressource «Mensch» spielt bei deren Implementierung mindestens eine so wichtige Rolle wie der Einsatz von finanziellen Ressourcen. Das Forschungs- und Lehrnetzwerk der Schweizer Hochschulen von St. Gallen bis Genf, nun verstärkt durch die neuen Fachhochschulen, besitzt gute Voraussetzungen dafür, bei der Implementierung der 2000-Watt-Gesellschaft eine führende Rolle zu übernehmen und gemeinsam mit Wirtschaft, Politik und Öffentlichkeit die nötigen Ideen zu entwickeln und in die Praxis umzusetzen. Mit Dieter Imboden sprach Franziska Zydek Energie-Prognose für die nächsten 50 Jahre:
Weitere Informationen unter www.osolemio.ch |
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